Freitag, 26. Juli 2013

Unter Verdacht - der Brötchenholer nach Acht

Mittwoch letzter Woche, morgens ca. 08.10 Uhr in der Warteschlange an der Kasse eines örtlichen Discounters. Auf der Rückseite des sich Impotentmacher holen wollenden Schreibers dieser Zeilen stehen zwei Brötchenholer hintereinander. Brötchenholer A, allem Anschein nach Vorruheständler, bemerkt den ihm wohl persönlich bekannten Brötchenholer B und begrüßt ihn: "Nanu? Heute nich´ arbeiten?" (ohne "Guten Morgen" oder ein kurzes "Morg´n" vorweg). Der derart angesprochene Brötchenholer B: "Doch, Spätschicht." A: "Ach so...".
Dieses "Ach so..." klang fast schon erleichtert. Man konnte das unausgesprochene "Dann isses ja gut" förmlich heraushören. Ein "Das will ich auch stark hoffen" oder ein "Das will ich dir auch geraten haben" könnten aber ebenfalls in der besonderen Betonung dieses "Ach so..." mit enthalten gewesen sein.

Durch die Tatsache, dass sich ein noch im - ihm allgemein unterstellten - arbeitsfähigen Alter befindlicher Deutsch-Mensch zu einer Uhrzeit Brötchen holt, wo er vom Durchschnitts-Deutsch-Menschen eigentlich an seinem Arbeitsplatz erwartet wird, macht er sich also erst mal verdächtig. Er steht unter dem dringenden Tatverdacht, arbeitslos geworden zu sein. Erst wenn er auf Schichtdienst (oder ggf. Urlaub) verweist, entspannt sich der Fragesteller wieder. Sollte ein mit "Heute nich´ arbeiten?" Angesprochener nun "Nö, krankgeschrieben." erwidern, folgt darauf meist auch ein "Ach so...". Aus dessen eher skeptisch klingender Betonung ist dann aber oftmals ein "Na na, Freundchen, so krank siehst du mir aber nicht aus. Und wenn du noch Brötchen holen kannst, kann´s sowieso nicht allzu schlimm sein." heraus zu hören. In der allgemeinen Volksbeurteilung kommt man mit "krankfeiern" jedoch immer noch besser weg als mit dem Verlust des Arbeitsplatzes. Die größte Untat, die ein Deutsch-Mensch außerhalb des Bereichs "Straftaten" begehen kann, ist nun mal das abrutschen in die Arbeitslosigkeit. Und eben darum solche Fragen wie "Nanu? Heute nich´ arbeiten?". Schließlich muss der Deutsch-Mensch ja wissen, ob er mit einem ihm persönlich Bekannten weiterhin einen entspannten Umgang pflegen kann oder lieber nicht. Und ob er ihm zukünftig erst einen "Guten Morgen" wünschen und sich danach locker mit ihm unterhalten kann, natürlich auch.
Noch was für Hobbystatistiker: Die große Mehrheit der "Nanu? Heute nich´ arbeiten?"-Frager gehört dem ehrwürdigen Stand der Vor- und Ruheständler an, arbeitet also selbst nicht mehr.

Man merke sich folglich: Wer als "arbeitsfähig" erachteter Deutsch-Mensch morgens nach 8 Uhr Brötchen holt, macht sich bei seinen Mit-Deutsch-Menschen schon verdächtig...

Achtung - Bildausfall!

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Bild platziert sein. Uneigentlich ist hier aktuell aber leider keins zu sehen. Gestern nachmittag nämlich wollte ich auf dem hiesigen Provinzfriedhof ein Foto von einem Grabstein machen, auf dem dick, fett und unüberlesbar eingemeißelt "Leben ist Arbeit" steht. Dummerweise stand besagter Grabstein aber nicht mehr an der mir als erinnerlich vermeinten Stelle. Zwei Möglichkeiten hierfür: Entweder hat er, der Stein, sich aufgrund der auch hier herrschenden Hitzewelle eigenmächtig ein schattiges Plätzchen gesucht oder aber ich habe den genauen Standort schlicht und einfach vergessen. Persönlich tendiere ich jedoch zu erstaufgeführter Möglichkeit;-). Wie auch immer - ich bitte, diese technische Panne höflichst zu entschuldigen! 
Sobald ich diesen Stein wiedergefunden habe wird er umgehend nachgereicht - so ich denn dann meinen Fotoapparat nicht vergessen haben sollte!

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